Joseph Beuys war zeichner, bildhauer, aktions- und installationskünstler, lehrer, politiker, und aktivist. neben Marcel Duchamp, John Cage und Andy Warhol zält er zu den bedeutendsten küstlern des 20. jahrhunderts. Das wesen, die materialität, die sprache, die wahrnehmung der grenzen und aufgaben der kunst veräderte er grundlegend. Beuys setzte sich in seinem universell angelegten werk mit fragen des humanismus, der sozialphilosophie und der anthropologie auseinander.
Beuys・versuche, seine beteiligung am nationalsozialismus zu verarbeiten, seine auseinandersetzung mit seinen kriegserfahrungen als soldat sowie seine bemühungen nach seiner rückkehr - als teil einer moralisch kompromittierten gesellschaft・seine rolle zu finden, hatten einen wesentlichen einfluss auf seine werkentwicklung. Er nahm sich selbst als modell der notwendigen inneren transformation und setzte sich zum ziel, eine radikale demokratisierung der gesellschaft einzuleiten. die jedem menschen innewohnende kreativität sei, so Beuys, dafür die voraussetzung. Inwieweit er die angestrebte innere verwandlung tatsächlich realisierte, ist bis heute heftig umstritten.
1964 hob er die trennung zwischen seiner biografie und seiner künstlerischen arbeit auf: sein leben betrachtete er fortan als ein zu formendes material. Dieses modell bildete den ausgangspunkt seiner plastischen theorie, die 1982 mit seinem sozial-ökologischen documenta-beitrag »7000 eichen« ihren höhepunkt erreichte. Joseph Beuys hat wie kein anderer künstler seiner zeit die kunst mit gesellschaftlichen prozessen verbunden, sie in einem universellen anspruch der politik, der wissenschaft, der philosophie und der wirtschaft als schöpferische, verändernd wirkende kraft angeboten.
Seine weitreichenden ideen sind auch heute aktuell. Sein frühes, mit der frage nach den ökonomischen verhältnissen verbundenes engagement für die umwelt ist nur ein beispiel für seine weitsicht. Als prägende lehrerpersönlichkeit an der düsseldorfer kunstakademie hat er die frage nach der bildung neu gestellt. Das durch die kunst erweiterte denken und handeln war sein zentrales anliegen. in dem satz »jeder mensch ist ein künstler« hat er eine universelle weltgesellschaft angesprochen. bis heute ist sein einfluss in künstlerischen und politischen diskursen zu spüren. Gleichwohl bleibt er eine polarisierende figur und kraft.