Presstext
Olaf Nicolais (*1962 Halle an der Saale) Arbeiten waren in zahlreichen internationalen Ausstellungen von der documenta bis zur Biennale di Venezia präsent. Die Landschaft, eines der komplexesten Themen in der Geschichte der Kunst, stellt ein Leitmotiv im Werk von Olaf Nicolai dar. Für die Lokremise St.Gallen hat er ein begehbares Environment konzipiert, das ebenso Wüste wie Mondlandschaft sein könnte – darauf spielt das titelgebende Zitat an, ein Satz, den der US-
Ausstellung 07. Juni -
© ArtCatalyse International / Marika Prévosto 2018. Alle Rechte vorbehalten
Mit enzyklopädischer Aufmerksamkeit umkreist Olaf Nicolai verschiedene wissenschaftliche und literarische Felder, benutzt historische, politische und philosophische Elemente und entwickelt Werke in einer technisch und stilistisch neuartigen Sprache. Der Ausgangspunkt der Schau in St.Gallen ist die scheinbar triviale Tatsache, dass wir in unserer Wahrnehmung nicht einfach mit Natur konfrontiert sind, sondern unsere Wahrnehmung immer schon durch medialisierte Beziehungen vermittelt ist.
Nicolais Installation in der Lokremise besteht vor allem aus Sand, einem unverfestigten Sediment also, das sich unter wechselnden klimatischen Bedingungen zu einer Landschaft in Bewegung formiert. Dabei kommen geologische ebenso wie geopolitische Bezüge ins Spiel; zu denken ist außerdem an Michel Foucaults Begriff der Heterotopie: Foucault hat den Begriff in den späten 1960er Jahren lanciert, um damit transitorische Orte an den Rändern der Gesellschaft zu beschreiben, in denen die gesellschaftliche Ordnung sowohl repräsentiert als auch bestritten und unterminiert wird.
Nicolais karge Landschaft rückt damit als ein mehrdeutiger Ort in den Blick, der im Kontext des aktuellen gesellschaftlichen Wandels zu verstehen ist und zugleich das Imaginationspotential des Betrachters in Gang setzt.
Das Entree zur Ausstellung bildet die Arbeit „Zabriskie Point“, eine fotografische Serie, die mit scharfem Blitzlicht bei Nacht am gleichnamigen Ort im US-
Wenn die Besucher ihren Spaziergang durch die Landschaft in der Lokremise beginnen, können sie einen handgroßen Meteoriten an sich nehmen. Es ist dieses kleine extra-
Ein weiteres Element der Installation bilden bisher unpublizierte Texte des Kaliforniers Simeon Wade, der im Juni 1975 zusammen mit Michel Foucault das Death Valley besuchte. Passagen aus Texten von Wade über diesen Aufenthalt, u.a. ein Interview mit Foucault, stehen im Zusammenhang mit einer besonderen Erfahrung: Foucault nahm zusammen mit Wade und dessen Freund erstmalig LSD zu sich, und zwar an eben dem symbolträchtigen „Zabriskie Point“.
Eine Fortsetzung findet Nicolais Ausstellung im Kunstmuseum St.Gallen. Tropfenförmige Objekte aus durchsichtigem Glas, vereinzelt auch in der Lokremise zu finden, sind hier auf dem Boden verschiedener Ausstellungsräume verteilt. Als optisches Instrument, das den umgebenden Raum in einem einzigen Punkt konzentriert und bündelt, eröffnen die Glastropfen ein reflexives Vexierspiel über das wechselseitige Verhältnis von Vereinzelung und Zugehörigkeit, von Nähe und Distanz. Auf subtile Weise verklammert die Arbeit „Echo“ die Koordinaten von Raum und Landschaft mit der Person – sowohl dem Besucher als auch dem Künstler, denn das Gesamtvolumen aller Glastropfen entspricht dem Körpervolumen Nicolais.
Die Schau That’s a God-
Während alle drei Ausstellungen unterschiedliche Facetten von Nicolais Schaffen untersuchen und so die interdisziplinären Konzepte des Künstlers der vergangenen zwanzig Jahre retrospektiv reflektieren, versammelt die Präsentation in St.Gallen sowohl bestehende als auch neue Arbeiten im Sinne einer künstlerischen Werkentwicklung in einem ortspezifischen Setting.
Im Rahmen der Ausstellungen entsteht ein gemeinsamer Katalog der drei Institutionen.
Kurator: Lorenzo Benedetti
Olaf Nicolai, Zabriskie Point, 2010. Courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin 2018, ProLitteris, Zürich