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Der Badische Kunstverein zeigt eine erste umfassende Ausstellung der Künstlerin und Forscherin Åsa Sonjasdotter in Deutschland. Sonjasdotters Arbeit verortet sich auf der Schwelle von künstlerischer Forschung, ökologischer Gerechtigkeit, Feminismus und aktivistisch-landwirtschaftlichem Engagement. Seit den 2000er Jahren beschäftigt sie sich mit der Reaktivierung kollaborativer Anbaumethoden, die eine Monopolisierung durch Konzerne unterwandern. Die Erfindung der modernen, kolonialen Pflanzenzüchtung stellte einen Bruch mit den traditionellen Anbaumethoden dar: Wissen wurde in autoritären Strukturen zentralisiert und Landwirt:innen verloren die Kontrolle.



































Asa Sonjasdotter - Das Land denen

Badischer Kunstverein, Karlsruhe (Deutschland)

06.10 - 03.12.2023

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Anhand von Filmen, Fotografien und Archivmaterialien spürt Sonjasdotter den Wanderungsbewegungen von Nutzpflanzen nach und reanimiert bäuerliches Wissen über Pflanzenzüchtungen. Durch den Anbau von vergessenem und heute ausgegrenztem Saatgut sowie die genaue Lektüre von (totem und lebendigem) Archivmaterial wird es möglich, verloren gegangene Erfahrungen über Vergangenheit und Gegenwart wieder zum Leben zu erwecken. Sonjasdotters Interesse gilt der komplexen Beziehung zwischen den Pflanzen und ihrer (sensorischen) Großzügigkeit gegenüber Menschen und anderen Lebewesen.


Die für die Ausstellung ausgewählten Arbeiten basieren unter anderem auf Feldfrüchten, die auch in der Region rund um Karlsruhe bekannt sind (Kohl, Kartoffeln, Getreidesorten). Der Titel des Projekts bezieht sich beispielsweise auf die Art und Weise, wie Grünkohl – der in Irland wild wächst, kultiviert und wieder verwildert wird – während der britischen Kolonialisierung zu einer Heilpflanze wurde. Das Projekt Adretta untersucht die Rolle der gleichnamigen Kartoffel, die in Ostdeutschland und der Sowjetunion in großem Umfang angebaut wurde, bevor sie von kapitalistischen Ernährungssystemen verdrängt wurde; heute dient sie post-sowjetischen Subsistenzlandwirt:innen von Kasachstan bis Sibirien als Grundnahrungsmittel.


Kuratiert von Anja Casser


Das Land denen

George Clark, Jörg Gfrörer & Wolfgang Jung & Walter Krieg, Elke Marhöfer, Marta Rodríguez & Jorge Silva, Bárbara Wagner & Benjamin de Burca


Das Land denen präsentiert fünf dokumentarische und künstlerische Filme im Atrium des Badischen Kunstvereins sowie im interkulturellen Projektraum COLA TAXI OKAY, die sich auf unterschiedliche Weise mit den sozialen, ökonomischen und ökologischen Bedingungen des Landbaus beschäftigen. Zugleich adressiert die internationale Filmauswahl den Kampf um Landrechte und Dekolonisierung und reflektiert Bildpolitiken und Narrative, die sowohl in Landschaften und bäuerliche Traditionen als auch in das Medium Film eingeschrieben sind.


Die Enteignung von Jörg Gfrörer, Wolfgang Jung und Walter Krieg, 1975 an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) entstanden, beschreibt die Auswirkungen der Industrialisierung der Landwirtschaft auf norddeutsche Nebenerwerbsbetriebe, welche in die Abhängigkeit von Großbauern und Lebensmittelkonzernen geraten. Die extreme Gesundheitsgefährdung, der die Arbeiter:innen der kolumbianischen Blumenindustrie ausgesetzt sind, thematisiert der zweite historische Beitrag, Marta Rodríguez' und Jorge Silvas Amor, mujeres y flores (1989): Unmengen an Pestiziden verseuchen die für den Export in die USA und nach Europa bestimmten Schnittblumen. Der neue Film von Bárbara Wagner und Benjamin de Burca, Fala da Terra (2022), der am 11. November im COLA TAXI OKAY gezeigt wird, porträtiert die Arbeit des Coletivo Banzeiros, einer von Mitgliedern der brasilianischen Landlosenbewegung MST gegründeten Theatergruppe. Spielszenen vor Publikum und dokumentarische Aufnahmen vermitteln die Kraft kollektiven Widerstands gegen die fortgesetzte Ausbeutung von Natur und Menschen.

Von Praktiken der Selbstorganisation handelt auch George Clarks Film Sea of Clouds (2016), der die Beziehung zwischen Landschaft und Geschichte Taiwans untersucht. Am Beispiel der klandestinen Nutzung ländlicher Kinovorführungen für politische Zwecke während der japanischen Kolonialherrschaft hinterfragt Clark den Akt der Übersetzung: Wie steht das, was wir sehen, zu dem, was wir hören, das, was gesagt wird, zu dem, was übersetzt wird? Elke Marhöfer verfolgt in ihrer künstlerischen Arbeit einen affektiven Zugang zum Thema Artensterben, das sie nicht primär als Zerstörung, sondern als Chance und Übergang versteht. In Becoming Extinct (Wild Grass) von 2017 ertastet Marhöfers Kamera die Pflanzenwelt der südrussischen Steppe, um die Zukunft eines inklusiven Mensch-Natur-Verhältnisses zu imaginieren.


Kuratiert von Florian Wüst


 

[1] Collage: Mercè Torres Ràfols and Åsa Sonjasdotter, made of archival material, National Folklore Collection, University College, Dublin, 2023. © Mercè Torres Ràfols and Åsa Sonjasdotter. [2] Marta Rodríguez and Jorge Silva, Amor, mujeres y flores, 1989. In Das Land denen. Photo: Jorge Silva and Fundación Cine Documental.

[1] Collage: Mercè Torres Ràfols and Åsa Sonjasdotter, made of archival material, National Folklore Collection, University College, Dublin, 2023. © Mercè Torres Ràfols and Åsa Sonjasdotter. [2] Marta Rodríguez and Jorge Silva, Amor, mujeres y flores, 1989. In Das Land denen. Photo: Jorge Silva and Fundación Cine Documental.

Ausstellung 06.Soktober - 03 Dezember.2023. Badischer Kunstverein, Waldstraße 3 - 76133 Karlsruhe (Deutschland). T +49 721 28226. Öffnungszeiten :  Dienstag-Freitag 11-19 Uhr Samstag–Sonntag 11–17 Uhr.

 



















 





 



























 





 











Asa Sonjasdotter - Das Land denen, Badischer Kunstverein, Karlsruhe, Deutschland

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