Mudam Frieder Burda Presstext
Die Nesseltiere sterben. Überall kommen Korallen durch globale Erwärmung zu Tode. Die in Australien geborenen und in Kalifornien lebenden Schwester-
29.01 -
Nach dem Vorbild der lebendigen Riffe, denen sie nachstreben, haben die Schwestern ein kooperatives Installationswerk gestaltet, an dem über 20.000 Menschen in fünfzig Städten und Ländern mitwirkten. Kunst, Naturwissenschaft, Mathematik und gemeinschaftliche Praxis kommen zur Synthese in einer Arbeit, in der die Möglichkeiten der Handarbeit ebenso reflektiert sind wie die verborgene Geschichte der Nutzung handwerklicher Techniken für die wissenschaftliche Darstellung.
Das 2019 auf der Biennale in Venedig ausgestellte Crochet Coral Reef (Häkelkorallenriff) der Schwestern ist jetzt Gegenstand einer alle Räume umfassenden Ausstellung im Museum Frieder Burda. Im Erdgeschoss befinden sich mehrere 2005 begonnene Werke, in die Häkelarbeiten einer kunsthandwerklich erfahrenen Mitwirkendengruppe eingebunden sind. Hier begegnen wir einem riesigen Forstgebiet aus Korallenwäldern (erzeugt aus Garn, Videoband, Lametta und anderen Abfällen), einem Ausgebleichten Riff, einem ganz aus Plastik bestehenden Toxischen Riff, Pod Worlds, eine Sammlung von Miniaturkorallenwelten, aber auch eigens für diese Ausstellung entstandenen neuen Skulpturen, darunter ein großformatiges besticktes Mustertuch, das den Projektmitwirkenden und der weiblichen Hausarbeit Hommage erweist.
Neben Riffen der Wertheims umfasst das Projekt auch von Bewohnern vieler Länder geschaffene Satellitenriffe. Für das Museum Frieder Burda verwandelt ein neues Baden-
Auch eine mathematische Dimension steckt in dem Projekt, denn viele bei Meeresorganismen und ihren gehäkelten Geschwistern anzutreffende Rüschenformen fußen auf der hyperbolischen Geometrie, die gegenüber der euklidischen Spielart, die wir üblicherweise lernen, eine andere Auffassung eröffnet. Das Crochet Coral Reef kann deshalb auch als eine Übung in angewandter Mathematik gesehen werden, bei der Handarbeit mit geometrischer Forschung verschmilzt.
Gleichzeitig veranschaulicht das Projekt Parallelen zwischen biologischer und sozialer Evolution. Denn im Prozess des Korallenhäkelns werden alle Schaffenden Teil eines umfassenden Ganzen, analog zu den einzelnen Polypen lebendiger Riffe, die miteinander kollektive Formen hervorbringen, in denen die Grenzen zwischen dem "Individuellen" und dem "Gemeinschaftlichen" verschwimmen. Kooperativ, figurativ, materiell, konzeptuell, künstlerisch, wissenschaftlich, feministisch und spielerisch, bringt uns das Crochet Coral Reef die Realität zu Bewusstsein, dass das Leben auf Erden nichts ist, wenn es nicht ineinandergreift.
Ausstellung 29.Januar -
Margaret und Christine Wertheim, Wert und Wandel der Korallen
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