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International Archiv 2023

Presstext


Aktuelle Debatten – etwa zur Klimagerechtigkeit, zum ökologischen Fußabdruck oder zum menschlichen Konsumverhalten – machen deutlich: Das Verhältnis zwischen Mensch und Natur muss dringend neu gedacht werden! Das mehrjährige Forschungs- und Ausstellungprojekt PFLANZENFIEBER, ins Leben gerufen durch das Kuratorenduo Laura Drouets und Olivier Lacrouts, nimmt diese Herausforderung an und fragt: Kann Design dabei helfen, unsere Beziehung zur Pflanzenwelt neu zu gestalten und uns das Potenzial von Pflanzen als echte Verbündete zeigen?




 




































Pflanzenfieber

Kunstwebermuseum, Dresden (Deutschland)

29.04 - 29.07.2023


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Die bereits in Belgien und der Schweiz gezeigte Ausstellung entwickelte sich über die Jahre immer weiter und wird nun durch die Kooperation mit Schlösser, Burgen, Gärten Sachsen im Schloss und Park Pillnitz um die in Pillnitz historisch gewachsene Gartenbautradition ergänzt.


Design aus der Pflanzenperspektive

In den letzten Jahren haben neue wissenschaftliche Entdeckungen und philosophische Ansätze die Objektivierung von Pflanzen und die tief im westlichen Denken verankerte Gegensätzlichkeit von Mensch und Natur hinterfragt. Für viele Designer*innen, Wissenschaftler*innen und Ingenieur*innen sind Pflanzen dabei von zentraler Bedeutung. Dieser Ansatz war bereits im 19. Jahrhundert eine wesentliche Inspirationsquelle und spiegelt sich sowohl in der Sammlung des Kunstgewerbemuseums, als auch dem einzigartigen Schloss und Park Pillnitz wieder, in dem nachweislich bereits seit dem Barock ein botanischer Forschungsdrang herrschte.

Die für PFLANZENFIEBER ausgewählten Künstler*innen begreifen die Vegetation nicht allein als Ressource für Nahrung, Material oder Erholung, sondern als Inspirationsquelle im Gestaltungsprozess und befassen sich mit den Strukturen und Verhaltensweisen in der Pflanzenwelt, um auf Augenhöhe mit der Natur neuartige Lösungen für gegenwärtige sowie kommende Umwelt- und Sozialfragen zu entwickeln. Der Dialog aktueller (system)kritischer Ansätze mit historischen Exponaten der Sammlungen von Kunstgewerbemuseum und Schlossmuseum stellt einen wichtigen Bezug zum Museum, seiner Geschichte und dem Standort Pillnitz dar. PFLANZENFIEBER schlägt vor, die Zukunft des Designs aus einer neuen „pflanzlichen“ Perspektive zu betrachten, die von einem menschenzentrierten zu einem phytozentrierten Design verlagert wird.


Pflanzenfieber in Schloss und Park Pillnitz

Im Wasserpalais des barocken Lustschlosses werden rund 50 internationale Projekte aus der angewandten Kunst, Wissenschaft und Forschung im Kontext der Sammlung des Kunstgewerbemuseums präsentiert.

Gezeigt werden vielfältige Design-Produkte: Mode, Möbel, Grafik, Materialforschung, Open-Source-Geräte, Computertechnik, Kunsthandwerk, Lebensmittel, Bioroboter sowie Pflanzen.  Die Basis der Ausstellung bildet ein Manifest, welches sich in sieben Punkten einem respekt- und verantwortungsvollem Umgang mit Pflanzen in unser aller Alltag verschreibt. Themen wie Pflanzenblindheit, Ökofeminismus, Forstwirtschaft, Biomimikry, Upcycling, Postkolonialismus, Kulturlandschaften werden thematisiert und mit den Objekten veranschaulicht. Darüber hinaus fragen zeitgenössische Installationen beispielsweise danach, wie es eigentlich um die Rechte der Natur steht, wie das Designstudio mischer’traxler.


Im Neuen Palais (Schlossmuseum) steht dagegen die historische Tradition der botanischen Forschung in Schloss Pillnitz im Mittelpunkt. Das Neue und Exotische galt um 1800 schon lange als Statussymbol, aber das Wissen um Kulturansprüche, Eigenschaften und Nutzungsmöglichkeiten neuer Pflanzenarten aus allen Teilen der Welt war damals noch äußerst lückenhaft. Gleich zwei sächsische Könige wurden vom Pflanzenfieber erfasst: Friedrich August I. und seine Neffe Friedrich August II., die die Sommer in Pillnitz verbrachten und den dortigen Garten zur Botanischen Sammlung erhoben. Aus dem »Pflanzenfieber« im 19. Jahrhundert gehen ganze Gärtnerdynastien, eine reiche Dresdner Gartenbautradition und Gartenbauausstellungen von Weltrang hervor. Auch heute noch arbeiten an diesem Standort anerkannte Forschungs- und Lehrinstitutionen des Freistaates und des Bundes partnerschaftlich unter dem Namen Grünes Forum Pillnitz zusammen.


Im weitläufigen Park kann der Besucher am authentischen Ort dem „Pflanzenfieber“ nachspüren und unzählige exotische Gewächse entdecken. Zu erkunden sind im speziellen der Englische Pavillon als fürstliches Studierkabinett sowie die rund 250 Jahre alte Kamelie samt ihrem technisch einmaligen Gewächshaus.


Konzipiert wurde die Präsentation von d-o-t-s, eine kuratorische Praxis entwickelt von Laura Drouet und Olivier Lacrouts. Das Diskursprojekt „Plant Fever“ (dt: Pflanzenfieber) wurde vom belgischen Centre d’innovation et de design (CID, Grand-Hornu) in Auftrag gegeben und 2020/2021 als Ausstellung ebendort eröffnet. 2021/22 machte die Schau im Museum für Gestaltung im Toni-Areal in Zürich Station. Für 2023 und 2024 wurde sie abschließend für das Kunstgewerbemuseum in Zusammenarbeit mit Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen und der Kuratorin Stefanie Krihning erweitert und unter Einbindung der Schloss- und Parkanlage Pillnitz erfahrbar gemacht. Unter „The School of Phyto-centred Design“ entwickelten die beiden Kurator*innen zusätzlich ein mehrwöchiges Programm für die Design Campus Sommerschule 2023











 

Workshop “eep Phytocracy”by Šela Petrič. © SKD. Photo: Oliver Killig.

Workshop “eep Phytocracy”by Šela Petrič. © SKD. Photo: Oliver Killig.

Ausstellung 29.April - 31.Oktober 2023. Kunstgewerbemuseum Dresden, August-Bökstiegel-Strasse 2 - 01326 Dresden  (Deutschland). Öffnungszeiten : täglich 10—17 Uhr, Montag geschlossen






















 





 



























 





 











Pflanzenfieber, Kunstwebermuseum, Dresden, Deutschland

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