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Presstext
Im Kontext des 70. Jubiläums der documenta präsentiert das Fridericianum ein außergewöhnliches Projekt der Künstlerin Cosima von Bonin. Dabei geht es um Kreativität, Gemeinschaft und feierliche Momente, aber auch um Referenzen an die Kunst-
07.06 -
Alle Einwohner*innen Kassels – Kinder, Jugendliche und Erwachsene – sind eingeladen, mit den Wimpelketten gemeinschaftlich ihre Stadt zu schmücken. In diesem Zusammenhang können die kunstbegeisterten Gäste des Fridericianum sich im Foyer der Kunsthalle ihr eigenes Exemplar der Edition kostenfrei abholen. Darüber hinaus werden die 7000 Palmen gemeinsam mit Schulen, Kooperationspartner*innen sowie weiteren Akteur*innen in den öffentlichen Raum getragen. Auf diese Weise sollen möglichst viele Menschen an dem ungewöhnlichen Kunstprojekt teilhaben und neue Begegnungsformen zwischen Kunst und Nachbar*innenschaft stattfinden.
Hommage an Beuys und Buren
Kunst im öffentlichen Raum hat in Kassel, nicht zuletzt aufgrund der documenta, eine lange Tradition. Besonders Joseph Beuys’ Werk 7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung hat die nordhessische Metropole nachhaltig transformiert und bereits in den 1980er Jahren eine eigene Antwort darauf gefunden, wie Kunst im Stadtraum mit den Mitteln der Ästhetik und Ökologie zur Steigerung der Lebensqualität aller Bewohner*innen beitragen kann. Mit dieser Sozialen Plastik, also einem Kunstwerk, das den Anspruch verfolgt, auf die Gesellschaft einzuwirken, sie zu verändern oder zu formen, begann der 1921 in Kleve geborene und 1986 in Düsseldorf gestorbene Künstler Joseph Beuys auf der documenta 7 (1982). In einem über fünf Jahre laufenden Prozess wurden 7000 Bäume gepflanzt, jeweils begleitet von einer Basaltstele – ein langsam wachsender Eingriff in das Gefüge der Stadt, der sie bis heute prägt.
Neben dieser humorvollen wie respektvollen Hommage an Joseph Beuys nimmt Cosima von Bonins Intervention zudem auf eine Arbeit von Daniel Buren Bezug: Die Installation Wimpel-
Die Palme als Zeichen – zwischen Alltag und Weltgeschichte
Für ihre Girlanden nutz Cosima von Bonin die stilisierte Form einer Palme – ein Motiv mit vielschichtiger Bedeutung. Kaum eine andere Pflanze ist symbolisch so aufgeladen: über Jahrhunderte und verschiedene Kulturen hinweg. Seit der Antike stehen die Palme und der Palmzweig in politischen und religiösen Kontexten für Frieden, Ewigkeit, Freude und Weisheit – ebenso wie für Sieg, Reichtum und Überfluss.
In westlichen Kulturen gilt die Palme heute als Sinnbild für Fernweh, Sehnsucht nach einem idealisierten „Süden“ und für den Luxus der Erholung in fernen Ländern. In Regionen, in denen Palmen auf natürliche Weise wachsen, steht sie hingegen für Identität, Heimat, wirtschaftlichen Wohlstand und prägt urbanes Umfeld, Kulinarik und Alltag. Daneben verweist von Bonins Darstellung auf visuelle Codes der Popkultur, der Werbung, des Nachtlebens, der Mode sowie der queeren Welt.
Kunst im Stadtraum: Ein Projekt, das verbindet
Die Verwendung konturierter Umrissformen – oft entlehnt aus Cartoons, Comics oder von Tierfiguren – zieht sich durch das gesamte Werk der Künstlerin: mal fragmentiert wie die weißen Handschuhe von Micky Maus, mal abstrahiert wie ein Rorschachtest. Ob collagierte Stoffbilder, übergroße Kleidungsstücke, Wandbehänge oder Skulpturen, die an Plüschtiere oder Designertaschen erinnern, – Textilien sind ein zentrales Medium in von Bonins Werk. Mit der Wimpelkette löst sie diesen Teil ihrer Praxis aus dem Ausstellungskontext und verlässt die Institution. Durch die Intervention im Stadtraum wächst in Kassel temporär ein Palmenwald. Diese räumliche Öffnung und die vielfältigen Bezüge und Themenfelder von 7000 Palmen schaffen besondere Bedingungen für ein umfangreiches Begleitprogramm, bestehend aus Workshops, Aktionen, Vorträgen, Performances und Konzerten. Die Formate ermöglichen Begegnung und Austausch: Kunst kann Menschen zusammenbringen, unseren Einfallsreichtum und unsere Schöpfungskraft beflügeln und vielleicht sogar etwas in der Gesellschaft bewirken. Von Bonins Wimpel laden uns ein, die Kunst, das Gemeinsame, das Verbindende und die Kreativität zu feiern – und vielleicht sogar beim Schmücken der Straße die Nachbar*innen ein bisschen besser kennenzulernen.
Über Cosima von Bonin
Cosima von Bonin zählt zu den einflussreichen Positionen ihrer Generation. Sie war 2007 an der documenta 12 und 2022 an der Biennale di Venezia beteiligt. Ihr Werk wurde international durch institutionelle Einzelausstellungen etwa im Kunsthaus Bregenz (2010), im Museum Ludwig in Köln (2011), im MUMOK – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (2014), im SculptureCenter in New York (2016) oder im Mudam – Musée d’Art Moderne Grand-
Die künstlerische Intervention entsteht mit großzügiger Unterstützung der Leinemann-
Cosima von Bonin, 7000 Palmen, 2025. © Cosima von Bonin, documenta und Museum Fridericianum GmbH.
Ausstellung 07. Juni -
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