Presstext
Ist Objektivität möglich, oder ist unsere persönliche Perspektive unausweichlich? Die Ausstellung What is it Like to be a Bat? [Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?] bringt Werke von vier Künstler*innen(kollektiven) zusammen, die sich damit befassen, wie Realität produziert wird. Sie fragen nach den Wahrnehmungswelten nichtmenschlichen Lebens – von Tieren, Pflanzen und anderen Lebensformen – und sie lenken unseren Blick auf Dinge in Welt und Wissenschaft, die wir Menschen nicht wissen und fassen (können).
17.03 -
Ist Objektivität möglich, oder ist unsere persönliche Perspektive unausweichlich? Diese Frage stellt der Philosoph Thomas Nagel in seinem Text von 1974 „What Is It Like to Be a Bat?“. Nagel verwendet Fledermäuse als Metapher, um die Unterschiede zwischen subjektivem Erfahren und objektivem Wissen zu verdeutlichen. Auch wenn wir alles Erdenkliche über das Funktionieren von Fledermäusen, etwa der Art und Weise wie sie sich durch Echoortung orientieren, erforscht und experimentell bewiesen haben, wird es, so Nagel, weiterhin unmöglich sein, zu begreifen, wie eine Fledermaus ihre Umwelt tatsächlich wahrnimmt. Wir können nicht wissen, wie es für eine Fledermaus ist, eine Fledermaus zu sein, sie also auf einer bewusstseinsbezogenen Ebene nicht vollständig verstehen. Mit anderen Worten: Die Erfahrung eines mentalen Zustandes ist subjektiv. Nagel glaubt an die Existenz von Tatsachen, die wir nicht in der Lage sind zu wissen. Er setzt damit der naturwissenschaftlichen Weltsicht, die das Bewusstsein auf physikalische Gesetzmäßigkeiten und neuro-
Hier setzt die Ausstellung an. Das Gedankenexperiment mit der Fledermaus lädt ein, über nichtmenschliches Sein zu reflektieren und schlägt eine Brücke zu zeitgenössischem Denken, das sich mit ökologischen und posthumanistischen Fragestellungen beschäftigen und wie Nagel auch auf weniger mensch-
In diesem Gefüge, in dem sich naturwissenschaftliche Erkenntnisse, philosophische Problemstellungen und Fragen der Ethik aber auch Politik vermengen, vermitteln und spekulieren die künstlerischen Ansätze in der Ausstellung und forschen weiter. Sie schaffen einen Ort, an dem Emotionen und Erfahrungen einen zentralen Platz haben, wo kritische Fragen aufgeworfen und neue Perspektiven eingebracht werden. Alternative Wissenssysteme und die Natur sind darin Quellen von Erkenntnis, die die westliche, mensch-
Kuratorin : Yasmin Afschar, Interim Director, Kunsthalle Mainz.
Dorota Gawęda and Eglė Kulbokaitė, Mouthless Part III, 2023; Zheng Mahler, What is it like to be a (virtual) bat?, 2022, Produced with the kind support of ifa – Institut für Auslandsbeziehungen, in the context of the project ARE YOU FOR REAL; Metahaven, Capture, 2022; Jenna Sutela, Indigo, Yellow and Green Matter (I Magma Cycle), 2021
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Ausstellung 17.März 04.Juni 2023. Kunsthalle Mainz, Am Zollhafen 3-